Berlin

Opfer der Kirche in Berlin und Umgebung

928: Kaiser Heinrich I. beginnt im Namen „Gottes“ einen Krieg gegen die „heidnischen“ Slawen östlich der Elbe und erobert das heutige Brandenburg. Dabei werden Dörfer zerstört, ihre Bewohner ermordet, vertrieben, deportiert.

19. März 1147: Der „heilige“ Bernhard von Clairvaux ruft in Frankfurt zum „Kreuzzug“ gegen die Slawen auf. Dies betrifft auch Brandenburg.

11. Juni 1157: Albrecht der Bär erobert mit militärischer Hilfe des Bischofs Wichmann von Magdeburg Brandenburg zurück.

1349: Die Juden werden auch in Berlin für die Pest verantwortlich gemacht, viele werden ermordet. Man beschuldigt sie der Brunnenvergiftung. Urheberin des Antijudaismus von der Antike an ist die Kirche. Adolf Hitler und Julius Streicher werden sich noch im 20. Jahrhundert bezüglich der Judenverfolgung auf die Kirche und insbesondere auf Martin Luther berufen.

23. Juni 1423: Eine „Hexe“ wird in Berlin verbrannt – ihr Name ist unbekannt.

28. April 1446: Zwei Frauen, angebliche „Hexen“, werden verbrannt.

28. April 1458: Auf dem Neuen Markt vor der Berliner Marienkirche wird Matthäus Hagen hingerichtet. Er wurde von der Inquisition zum Tode verurteilt, weil er ein Anhänger der hussitisch-taboritischen Lehre gewesen sein soll. Drei Mitangeklagte werden, weil sie zum Widerruf bereit sind, begnadigt, müssen aber Kreuze auf ihrer Kleidung tragen und sind so Zeit ihres Lebens als „Ketzer“ erkennbar. Dadurch war es den auf diese Weise Verurteilten kaum noch möglich, einer regulären Arbeit nachzugehen.

19. Juli 1510: Vor den Stadttoren Berlins werden der Kesselschmied Paul Fromm und 40 brandenburgische Juden hingerichtet. 38 Juden werden lebendig verbrannt, zwei werden „gnadenhalber“ enthauptet, weil sie sich zuvor noch katholisch taufen ließen. Durch die Folter hatte man ihnen das „Geständnis“ abgepresst, sie hätten Hostien geschändet, die Fromm angeblich gestohlen habe.

28. Januar 1572: Der Jude Leupold wird hingerichtet wegen angeblicher „grausamer und unmenschlicher Taten, die er an unschuldigem christlichem Blute begangen“ haben soll, in der Regel eine verleumderische Lüge.

26. Mai 1932: Die „Deutschen Christen“ geben als Richtlinie heraus: „Wir lehnen die Judenmission in Deutschland ab, solange die Juden das Staatsbürgerrecht besitzen und damit die Gefahr der Rassenverschleierung besteht. Die Heilige Schrift weiß auch etwas zu sagen vom heiligen Zorn und versagender Liebe. Insbesondere ist die Eheschließung zwischen Deutschen und Juden zu verbieten.“

Der Landesbischof Bayerns und Garant der so genannten „Bekennenden Kirche“, Bischof Hans Meiser, hatte bereits 1926 vor „rassisch unterwertigen Mischlingsbildungen“ zwischen jüdischen Deutschen und anderen Deutschen gewarnt. Meiser wird bis heute [2024] in seiner Kirche verehrt.

9. Juni 1933: In Berlin treffen sich Vertreter aus Nazi-Ministerien und Gestapo mit hohen Kirchenfunktionären. Es geht um die Frage, wie mit den Zeugen Jehovas in Preußen zu verfahren sei. Der katholische Domkapitular Piontek fordert „strenge staatliche Maßnahmen“ gegen diese Gemeinschaft. Der evangelische Oberkonsistorialrat Fischer begrüßt ein Verbot der Zeugen Jehovas wegen der Gefahr für das „deutsche Volkstum“.
Zwei Wochen später werden die Zeugen Jehovas in Preußen verboten. Die in Berlin-Spandau ansässige Apologetische Centrale der lutherischen Kirche arbeitet unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers mit dem Reichsinnenministerium und dem Propagandaministerium sowie mit der Gestapo zusammen und stellt diesen Stellen Material über die unterschiedlichen Glaubensgruppen und deren politische Haltung zur Verfügung. Kirchenleitungen rufen offen zur Denunziation der Zeugen Jehovas auf, von denen dann 1200 auch in Konzentrationslagern ermordet werden bzw. ums Leben kommen. Die Nachfolgeorganisation der „Apologetischen Centrale“ ist die „Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“, auch in unserer Zeit wieder in Berlin.

1934: Der lutherische Pfarrer Karl Themel richtet in der Berliner Stadtsynode eine kirchliche Zentralstelle für Kirchenbücher ein, die eng mit der Reichsstelle für Sippenforschung zusammenarbeitet. Die Kirche stellt dafür Gelder zur Verfügung. Themel sucht in den Stammbäumen nach „jüdischem Blut“, das in den „deutschen Volkskörper“ eingedrungen sei. Bis 1941 hat er 2612 Fälle jüdischer Abstammung gefunden – und die Betroffenen damit dem sicheren Tod ausgeliefert.

17. Dezember 1941: Sieben evangelische Landeskirchen geben in Berlin bekannt, dass „rassejüdische Christen … in ihr keinen Raum und kein Recht“ haben. Die evangelisch getauften Juden werden offiziell aus diesen Kirchen ausgeschlossen. Weder die katholische noch die lutherische Kirche protestieren gegen die Verfolgung und Vernichtung ihrer jüdischen Mitglieder, geschweige denn gegen die Vernichtung der Juden, die zuvor nicht zur kirchlichen Religion übergetreten waren.

23. Dezember 1942: Zum Weihnachtsfest steht im „Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche“ zu lesen:
„Die deutsche evangelische Christenheit hat allezeit in Gedeih und Verderb in völliger Gemeinschaft mit unserem Volke gestanden … Mit einer unabsehbaren Zahl anderer evangelischer Christen steht auch fast die Hälfte unserer Pfarrer unter Waffen. An den Blutopfern, die der Krieg fordert, haben die Glieder der Gemeinden wie die Pfarrer ihren vollen Anteil. Die Entsagungen, die die Heimat auf sich nehmen muss, tragen wir alle freudig …“

Auch die katholischen Bischöfe fordern bis fast zuletzt die Soldaten zur „Pflichterfüllung“ für den Führer und das Vaterland auf. Dadurch sind sie maßgeblich mitschuldig am Tod von Millionen Soldaten, die mit der Aufschrift „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss in den Krieg zogen – und am Tod der Millionen, die in ganz Europa dabei umkamen. Jesus von Nazareth war Pazifist …

Initiative „Ein Mahnmal für die Millionen Opfer der Kirche“, Prymstraße 1, 97070 Würzburg