Münster

Opfer der Kirche in Münster

778-785: Vermutlich in dieser Zeit wird die sächsische Siedlung Mimigernaford von Franken überfallen und niedergebrannt. Die katholischen Franken verfolgen die „heidnischen“ Sachsen als „Ketzer“, verwüsten ganze Landstriche und deportieren Tausende ins Frankenreich. An der Stelle der zerstörten sächsischen Siedlung entsteht im späterem Mittelalter die Stadt Münster.

1350: Die Juden Münsters bilden die größte jüdische Gemeinde Westfalens. Sie werden für die Pest verantwortlich gemacht und auch in Münster getötet oder vertrieben.

22. Januar 1536: Die Wiedertäufer Jan van Leyden, Knipperdolling und Knechting werden mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt und als Leichen in drei Käfigen am Turm der Lambertikirche zum Fraß der Vögel aufgehängt. Bischof Franz von Waldeck schaut der grausamen Hinrichtung zu.

1552: Scharfrichter Velthen aus Paderborn erhält für die Hinrichtung der Kotterschen in Münster acht Taler.

1574: Die Brunincksche und die Mollnersche werden der Wasserprobe unterworfen, gefoltert und verbrannt. Dasselbe Schicksal ereilt die Krumfingersche und Reine Schwirkels.

1585: Die Bottergese erliegt auf dem Weg zur Richtstätte ihren Qualen, ihr Leichnam wird verbrannt.

21. Februar 1594: Anna Kirlahei, der der Tod eines Schweines nach dessen Verhexung zur Last gelegt wird, stirbt nach der Folter ohne Geständnis im Niesingturm zu Münster. Angeblich hat ihr „der böse Feind“ den Hals gebrochen.

18. April 1616: Peter Kleikamp aus Ahlen, 44 Jahre alt, stirbt im Kerker zu Münster, nachdem er nach langen Folterungen wahnsinnig geworden war.

2. März 1619: Die sechzigjährige Ana zur Steinhorst gesteht nach unsäglichen Folterungen im Niesingturm die unsinnigsten Hexereien und wird zum Feuertod verurteilt. Es wird ihr die „Gnade“ erwiesen, vor dem Einwerfen der Leiter in das Feuer stranguliert zu werden.

19. September 1624: Die von zwei Denunziantinnen der Hexerei bezichtigte Merge Hilmoth, die am 18. September auf Anordnung des Domkapitels der Tortur unterworfen worden war, erleidet, angekettet im Kerker, in der Nacht entsetzliche Verzweiflungsanfälle in Gegenwart ihrer Wächter. In der Nacht stirbt sie unter lautem Röcheln. Am Morgen stellt man fest, dass ihr der Hals umgedreht wurde und dass dies der Teufel gewesen sein müsste. Der Ankläger des Münsteraner Domkapitels befiehlt, die Leiche zu verbrennen, sie jedoch vorher als abschreckendes Beispiel noch öffentlich zur Schau zu stellen.

3. August 1627: Elsa Buddenboems wird zum Feuertod verurteilt, vor der Hinrichtung „gnadenhalber“ stranguliert. Sie war von verschiedenen Geistlichen, speziell vom Guardian des Minoritenordens, als „Hexe“ denunziert worden.

September 1627: Marie Brüggers stirbt unter der Folter.

23. Juni 1635: Die Magd Greta Bünichmann wird nach durch die Folter erpressten Geständnissen zum Tode durch Feuer verurteilt. Aus „Gnade“ wird sie vor der Verbrennung enthauptet. Gegen starken Widerstand der katholischen Kirche wird 1995 eine Straße in Münster nach ihr benannt.

1657: Der Bischof von Münster, Bernhard von Galen, belagert die Stadt Münster, weil sie sich weigert, seine Truppen zu beherbergen. Bei der Belagerung kommen zahlreiche Angreifer und Verteidiger zu Tode.

19. Juli 1658: Bischof Bernhard von Galen erläßt eine Verordnung gegen „Wickere (Wahrsager), Nachweisere (die „nachweisen“, wo sich verlorene Gegenstände befinden), Teufelsbännere oder welche den Segen anmaßen können“.

25. Januar 1925: Bischof Johannes Poggenburg schreibt im Vorwort eines Katechismus für Kinder (!), die Verdammten in der Hölle würden mehr leiden, als ein Mensch sagen kann: „Denke an die Hölle mit ihrer ewigen Qual!“

28. Oktober 1933: Clemens August Graf von Galen wird zum Bischof von Münster geweiht. Er dankt in seiner Predigt Gott, dass dieser „die höchsten Führer unseres Vaterlandes erleuchtet und gestärkt habe, dass sie die furchtbare Gefahr, welche unserem geliebten deutschen Volke durch die offene Propaganda für Gottlosigkeit und Unsittlichkeit drohte, erkannt haben und sie auch mit starker Hand auszurotten suchen“.

29. März 1936: Bischof Graf von Galen fordert seine Diözesanen vor der Volksabstimmung für Hitler auf, „ruhigen Gewissens mit Ja zu stimmen, um so vor aller Welt für die Ehre, Freiheit und Sicherheit unseres deutschen Vaterlandes einzutreten“.

8. November 1938: In dem „Vademecum für den katholischen Soldaten“ mit Imprimatur des Bischöflichen Ordinariats Münster heißt es: „Der Führer verkörpert die Einheit des Volkes und des Reiches. Er ist der oberste Träger der staatlichen Gewalt. Ihm als solchem zu gehorchen, ist der christliche Deutsche auch ohne Eid gebunden.“

29. September 1941: Der Sicherheitsdienst Hitlers vermerkt anerkennend über den neuesten Hirtenbrief von Bischof Graf von Galen: „Eine durchaus positive Betrachtung der kriegerischen Ereignisse und vor allem seine klare Stellungnahme gegen den Bolschewismus.“

10. Dezember 1941: Aus Münster und Umgebung werden bis zum 12. Dezember etwa 400 Jüdinnen und Juden deportiert. Obwohl von einem Juden eigens dringend und verzweifelt darum gebeten, unternahm Bischof von Galen nichts dagegen, obwohl er noch im August gegen Euthanasie und Klosterbeschlagnahme protestiert hatte (weswegen er bis heute irrtümlich als „Widerstandskämpfer“ gilt).

15. März 1942: Bischof Graf von Galen verkündet in einem Hirtenbrief: „Damit komme ich zum Trost, den wir gerade am heutigen Tag brauchen, aber auch zur besonderen Ehrung, die wir unseren gefallenen Kriegern schulden. … Sie wollten in einem neuen Kreuzzug mit dem Feldgeschrei ‘Gott will es’ den Bolschewismus niederringen, wie es vor wenigen Tagen der spanische Befreier Franco in einer Rede zu Sevilla mit christlicher Zielsetzung rühmte. Für Europa starben sie, um die drohende rote Flut abzuwehren …“

7. Oktober 1975: Bischof Heinrich Tenhumberg entzieht Horst Herrmann, Professor für Kirchenrecht an der Universität Münster, die kirchliche Lehrerlaubnis wegen einer Denkschrift gegen das bestehende Verhältnis von Staat und Kirche.